Seit einem halben Jahr besucht er bei MAKS/ANKER die „Coole Bande“ am Donnerstagnachmittag:
„Früher dachte ich es sei normal, wenn mein Papa seinen Durst mit Bier löschte. So sagte er es jedenfalls. Dass zu viel Alkohol trinken eine Krankheit ist, begriff ich erst später.
Oft habe ich mich für sein Verhalten geschämt und schuldig gefühlt. Sogar seinen Chef habe ich mehrmals am Telefon angelogen, weil er zu betrunken war um aufzustehen und zur Arbeit zu gehen.
Meine Mama und ich haben lange versucht dieses (Familien)Geheimnis zu hüten. Schließlich ist er ja mein Papa und wenn er nüchtern war, war ja auch vieles gut.
Liebe und Hass gleichzeitig zu fühlen ist verwirrend. Seinen Führerschein und schließlich seine Arbeit verlor er dann doch. Am helllichten Tag saß er auf dem Sofa und trank Wodka. Und ich wurde in der Schule zunehmend schlechter, weil meine Gedanken mehr bei ihm waren als beim Unterricht.
Alles ging drunter und drüber. Ich habe mich hilflos und allein gefühlt.
Den Alkohol weg zuschütten oder zu verstecken hat auch nichts gebracht, er kaufte einfach Neuen. Dabei hat er mir schon so oft versprochen, dass er bald aufhört.
Frau Weber, die ist Schulsozialarbeiterin an meiner Schule, sprach erst mich und schließlich meine Mama auf unsere Situation daheim an, peinlich. Schließlich landete ich bei MAKS in einer Gruppe und da lernte ich Maik kennen. Der spielt auch gerne Fußball und geht ebenfalls in die vierte Klasse. Aber was viel wichtiger ist, wenn ich Maik und den anderen Kindern von meinem Papa erzähle, dann verstehen sie mich.
Am Anfang war das mit dem Erzählen eher schwierig, es sollte ja niemand erfahren, dass mein Papa zu viel Alkohol trinkt. Aber es gibt eine Menge anderer Kinder, deren Mütter und Väter ähnliche Probleme haben. Leider wird darüber fast nie gesprochen. Deshalb bin ich froh, dass ich Maik kennen gelernt habe. Der macht sich auch oft Sorgen, um seine Mama. Diese trinkt zwar nicht, aber sie leidet an einer Krankheit die sich Depression nennt. Und deswegen sind bei ihm daheim auch alle gestresst.
Mein Papa trinkt zwar immer noch, aber früher habe ich mich oft schlecht und schuldig gefühlt, wegen all der Dinge, die zu Hause passiert sind. Es ist nicht klar, warum mein Papa solche Probleme bekommen hat. Aber eins ist sicher: Es ist nicht meine Schuld! Zusammen mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, ist es leichter über die Dinge zu sprechen, über die man eigentlich nicht so gerne spricht.
Aber wir reden in der Gruppe nicht nur, sondern haben auch viel Spaß miteinander.“